Männerkleidung 1470–1500
Die Aufteilung der Kleidung erfolgt nach den getragenen Lagen in Unterwäsche, Unterkleider, Oberkleider und Überkleidung.
Unterwäsche
Die Unterhose konnte in zahlreichen Versionen gefertigt werden. Auf Abbildungen findet man besonders oft eine sehr knapp sitzende Tangavariante, die mit Bändern an einer Seite geschlossen wurde und oft blau gefärbt war. Diese Variante war unter den enganliegenden Hosen besonders praktisch.
Bei den Unterhemden existierten im wesentlichen zwei Versionen:
– ein einfacher T-förmiger Schnitt
– eine gefältelte Variante mit mehr Stofffülle (mit Rundhals oder weiter modischer Öffnung)
Unterkleidung
Der Schnitt der Hose stellt eine Weiterentwicklung der zuvor üblichen ‘Beinlinge’ dar und erforderte viel Geschick im Zuschnitt. Bei den Hosen begann man ab etwa 1470 die Hosenlätze zusätzlich auszupolstern und damit zu vergrößern.
Für einfachere Darstellungen und besonders heiße Tage bieten sich auch die Vorgänger der Hose an: zwei getrennte Beine, die am Wams befestigt werden.
Das Wams wurde köperbetont eng geschnitten und in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundert immer häufiger offen gelassen, so dass ein untergelegtes Brusttuch aus Seide oder Damast und eine Frontschnürung üblich wurden.
An den Ärmeln ist bereits die Weiterentwicklung zur Mode des 16. Jahrhundert zu erkennen: Die Ärmel wurden teilweise unter der Achsel und an der Armnaht offen gelassen und maximal mit einer Schnürung geschlossen. Damit wurde einerseits die Bewegungsfreiheit erhöht, andererseits wurde das (gefältelte) Unterhemd so besser sichtbar und begann aus den Schlitzen hervorzuquellen. Ich empfehle in diesem Fall ein volumenreiches gefälteltes Unterhemd als Kombination um den gewünschten Effekt zu erreichen. Generell waren die Wamsärmel immer lang.
Das Wams kann aus nahezu jedem Material gefertigt werden: Wolle, Seide oder auch Leinen. in jedem Fall ist es mit Leinen gefüttert um einen guten (engen) Sitz zu garantieren. Zur Aufwertung können Arm- und Halsausschnitte mit einer schmalen Seidenverbrämung eingefasst werden.
Außerdem kann das Wams mit einem Kragen versehen werden. Besonders beliebt sind Kragen aus anderen Farben als das Wams, die auch auf der Rückseite als Dreieck eingesetzt werden.
Oberkleidung
Schecke, Rock, Kittel: Die Bezeichnungen sind vielfältig, gemeint ist jedoch immer die Oberkleidung, die über dem Wams getragen wird.
Die obere Oberkleidung stellte das repräsentative Kleidungsstück dar, das sowohl an Alltags- als auch an Festtagen getragen wurde. Lediglich im eigenen Haus und bei schwerer Arbeit wurde darauf verzichtet.
Die einfache Schecke (oder der Kittel) ist an der Front geschlossen. Paarweise angeordnete Stoffknöpfe waren dabei besonders beliebt. Diese Version stellt die einfache Alltagsvariante für alle Schichten dar und muss nicht gefüttert werden.
Die offene Schecke wird sehr weit geschnitten und nur mit Hilfe eines Gürtels geschlossen. Sie fällt dadurch an Front und Rücken sehr faltenreich. Optional kann über der Brust eine Prunknestel getragen werden. Eine Fütterung unterstützt die voluminöse Wirkung dieses Kleidungsstücks und wertet die Schecke auf.
Überkleidung
Mäntel waren im 15. Jahrhundert immer noch stark verbreitet. Den Standard bildet dabei der lange Mantel, der von beiden Geschlechtern getragen wurde.
Besonders beliebt war bei Männern der modische Kurzmantel. Er gehört zwar zur Überkleidung, wurde jedoch gern als Ersatz für die Oberkleidung benutzt, so dass Wams und Hemd besser sichtbar wurden. Diese stutzerhafte Zusammenstellung wurde jedoch als unsittlich empfunden und daher meist verboten bzw. ein Schließen der Mäntel gefordert. Dies ist jedoch auf Abbildungen nicht zu erkennen, hier sind die Mäntel vorwiegend offen.
Schauben wurden von beiden Geschlechtern getragen und konnten bei den Frauen auch eine Schleppe haben. Nach 1500 wurde die Schaube mit einem Futter aus Marderpelz zum Kennzeichen der patrizischen Ratsmitglieder. Im 15. Jahrhundert ist diese Entwicklung jedoch noch nicht nachzuweisen und Schauben erfreuten sich in der gesamten Bevölkerung großer Beliebtheit.
Der Schnitt ist weit fallend, die Ärmel sind ebenfalls weit geschnitten.
Die Schaube wird nur am Hals mit einer Nestel oder einem großen Knopf geschlossen. Der untere Teil steht immer offen und erlaubt einen Blick auf die Oberkleidung.
Schauben waren immer gefüttert, wahlweise mit Seide oder Pelz. Eine günstige Alternative ist dünner Wollstoff oder Steifleinen. Am Hals kann ein Kragen angesetzt werden.
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